„Das muss man doch mal ruhen lassen!“

„Irgendwann muss Schluss damit sein!“

„Schuldkult!“

„Ich hab‘ mit der Geschichte nichts zu tun, warum soll ich Vergangenheit bewältigen?“

Oft gehört.

Immer geärgert.

Ja. Auch ich habe nichts dazu beigetragen, dass der Faschismus in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts so skrupellos wüten konnte. So wie die meisten anderen. Helmut Kohl hat das Anfang der 80er Jahre „Die Gnade der späten Geburt“ genannt. Menschen, die nach 1930 geboren wurden, konnten nichts dafür. Wir genießen auch die Gnade, nicht betroffen gewesen zu sein.

Kann man so stehen lassen. Wir können tatsächlich nichts für die Verbrechen, die Nazi-Europa nahezu widerstandslos begehen konnte. Wir sind zu spät geboren. Wer aber möchte, dass sie sowas nie wieder passiert, kann sich nicht einfach abputzen und so tun als ob man mit dem nichts zu tun hat. Antifaschismus findet nicht mehr in Geschichtsbüchern statt. Es ist Alltags-Arbeit. Konsequente und manchmal mühsame Pflicht.

Aber es ist UNSERE verdammte Pflicht dafür zu sorgen, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Dass so etwas niemals wieder passiert. Dass so etwas niemals vergessen wird. Da gibt es keine Gnade einer späten Geburt. Ohne Erinnerung daran, was war, und ohne dauerhafte Arbeit dagegen, kannst Du Dir sicher sein, dass es wieder passiert. Dass kannst Du nicht einfach mal so ruhen lassen. Du kannst dagegen schreien, du kannst schweigend mahnen. Aber verdammt nochmal: was tun.

“Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.”

   ­  – George Santayana

 Matthias Frager (adownstairsaffair.com)