Angela Olbrich

„Kunst hat die Aufgabe wachzuhalten, was für uns Menschen so von Bedeutung und notwendig ist.“ Michelangelo Buonarroti (1475-1564)

Seit Tagen beschäftigt mich dieses Thema des wachen Seins, sich wach Haltens, auf zu wachen, wachsam Seins, wachsam Bleibens. Und nun, da er gewiss ist, der zweite Lockdown in diesem verrückten Jahr 2020, halte ich dies alles für nötiger denn je. Denn es ist eine unbedingte Aufgabe der Künstler_Innen, der Kunst, Wachheit zu erzeugen, wachzurütteln, Wache zu halten, gegen eine Verrückung der Werte, der Wege. der Menschlichkeit. Was passiert alles in dieser ver-rückten Zeit, in der Freiheitsrechte eingeschränkt, demokratische Rechte überholt, soziale Kontakte verboten, Kunst- und Kulturbetriebe erneut geschlossen, Menschen in ökonomische und soziale Krisen geschickt werden. Was können wir dem entgegenhalten, mit unserer Kunst, der Möglichkeit, über den Tellerrand, über den Horizont über das Offensichtliche hinaus zu blicken? Ich meine, wir müssen sie suchen, permanent, immer wieder, Stück für Stück… die Wahrheit…Wir müssen sie herausschälen aus Berichten, Artikeln, Emotionen, Fakten, Bildern und Bedürfnissen. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen von dem, was erzeugt werden soll und dem was manchen dient, viele jedoch vergisst. Was machen wir alles zum vermeintlichen Schutz anderer, wie weit gehen wir, wem dient es am Ende?  

In der Kunst dürfen wir Fragen stellen,,.auch kritische, müssen die Antworten nicht gleich kennen, dürfen zum Nachspüren  und Forschen anregen…

So schreibt Otto Hans Ressler am 31.10.20 auf seine FaceBook Account:

„Wir brauchen die Kunst, damit wir uns weiterentwickeln. Denn Kunst ist der neue Blick auf die Welt. Künstler und Künstlerinnen überschreiten die sichtbaren und unsichtbaren Grenzen, weil das die einzige Möglichkeit ist, etwas zu verändern.“

Und wir werden dranbleiben, bei vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Themen, mit den Möglichkeiten die uns bleiben, mit eben diesen Medien und einer gesuchten Öffentlichkeit. Wir werden Fragen stellen, wir werden kritisch hinter leuchten, wir werden Kunst machen, wir werden versuchen, über den Tellerrand des Offensichtlichen hinaus zu blicken um sie zu finden, die Wachheit, die Wahrheit.

»Ich kann nicht leiden, daß du große Seele 
Mit einem falschen Wort betrogen werdest. 
Ein lügenhaft Gewebe knüpf ein Fremder 
Dem Fremden, sinnreich und der List gewohnt, 
Zur Falle vor die Füße; zwischen uns 
Sei Wahrheit!«

Johann Wolfgang von Goethe: Iphigenie auf Tauris, 1787.

„Zwischen uns sei Wahrheit“, das wünsche ich uns allen.